Zu wenig bleibt zu wenig
Kompensationszahlungen fangen Versäumnisse der letzten Jahre nicht auf und erstaunlicher Sinneswandel bei den Rektoren
Die Landes-Asten-Konferenz Baden-Württemberg betrachtet die Höhe der Kompensationszahlungen für den Wegfall der Studiengebühren mehr als kritisch, welche gestern durch den Landtag in Stuttgart beschlossen wurde. Zwar ist dies ein wichtiger Schritt hin zur Abschaffung der sozial selektiven Studiengebühren, jedoch lässt sich hierdurch die ohnehin schon seit langem desaströse finanzielle Ausstattung der Hochschulen nicht beheben. Es ist nicht zu verstehen, aus welchem Grund die Kompensationszahlungen analog zur Menge der zahlenden Studierenden errechnet wird und sich nicht an den tatsächlichen Bedürfnissen der Hochschulen orientiert.
Vorallem in Anbetracht des Solidarpakts, der die Hochschulbudgets seit 1997 stagnieren lässt, ist es an der Zeit, dass die Ausfinanzierung der Hochschulen durch die Regierungsparteien angegangen wird. Denn nur durch eine grundlegende Ausfinanzierung ist soziale Gerechtigkeit und gute Bildung gesichert.
Die Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Theresia Bauer sprach sich zwar aktuell gegen die Einführung von Langzeitgebühren aus, wollte diese aber im Falle von steigenden Langzeitstudierendenzahlen nochmals auf die Tagesordnung setzen.
„Es ist absolut indiskutabel und unverständlich, dass Langzeitgebühren weiterhin salonfähig sein sollen. Dies schadet nicht nur der Glaubwürdigkeit, sondern nährt ebenso die Angst vor neuen Gebühren“, sagt Laura Elisa Maylein, Sprecherin der Landes-Asten-Konferenz. Langzeitgebühren belasten insbesondere diejenigen, welche bereits unter erschwerten Studienbedingungen leiden z.B. Studierende mit Kind. Somit werden erneut die Realitäten studentischen Lebens verkannt und der soziale Aspekt, wie bereits bei den allgemeinen Studiengebühren, vollkommen ausgeblendet. Zwar betreffen Langezeitgebühren nur eine Minorität der Studierenden, doch werden diese in Bundesländern, welche Strafgebühren einziehen, teilweise mit bis zu 800 € pro Semester belastet.
Ebenso unverständlich ist das Verhalten der Rektoren, welche nun empört über die Kompensationshöhe sind. Haben doch dieselben Rektoren in den letzten Jahren betont, wie viele Verbesserungen in der Lehre durch die Einführung der Studiengebühren ermöglicht wurden. „Dass sie nun über die Kompensationen klagen und teilweise sogar mit Streichungen im Bereich der Lehre drohen, zeigt nur, dass Studiengebühren entgegen aller Beteuerungen zur Grundfinanzierung der Hochschulen verwendet wurden. Wir Studierenden haben stets auf die Missstände im Bereich der Lehre hingewiesen“, so Laura Elisa Maylein abschließend.
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